Tausend Mal gehört, tausend Mal ist nichts passiert – bis es ernst wird. Fehlhaltungen durch übermäßiges und falsches Sitzen sind die häufigste Ursache für körperliche Beschwerden am Arbeitsplatz – und damit ein ernstzunehmendes Problem sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber.
Laut der Studie Fellowes Ergonomic Product Research 2014 erleiden 50 Prozent der Beschäftigten in Deutschland Rückenschmerzen infolge der Arbeit mit Computer, Tablet & Co. Rund 40 Prozent klagen über Nackenschmerzen; an dritter Stelle folgen Kopfschmerzen und verspannte Schultern. Doch nicht nur Wirbelsäule und Rücken leiden, auch Augen und Handgelenke werden bei der Bildschirmarbeit in Mitleidenschaft gezogen. Darüber hinaus klagen viele Bürobeschäftigte über Abgeschlagenheit und Müdigkeit, die Fehlhaltungen wiederum begünstigen. Das Problem: mangelnde Ergonomie der Arbeitsumgebung.
Mit Ergonomie zur Wohlfühlzone
Der Begriff Ergonomie setzt sich aus den griechischen Wörtern ergon für Arbeit und nomos für Gesetz zusammen. Als Wissenschaft der menschlichen Arbeit zielt Ergonomie darauf ab, durch die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den Menschen optimale Arbeitsergebnisse herbeizuführen. Im Zentrum steht die Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit der Arbeitnehmer.
Die Körperhaltung ist von dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren abhängig, von Bürostuhl und Schreibtisch über Tastatur und Bildschirm bis hin zu Raumklima und Lärmpegel. Nur wenn diese Elemente optimal aufeinander abgestimmt und an die individuellen Körpermaße des Arbeitnehmers angepasst sind, ist sicheres Arbeiten möglich. Ein weiterer Vorteil: Mit dem physischen und psychischen Wohlbefinden der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz steigt automatisch auch die Produktivität und Qualität der Arbeitsergebnisse.
Vorteile und Pflichten des Arbeitgebers
Auch Arbeitgeber profitieren von ergonomischen Arbeitsplätzen für Ihre Mitarbeiter. Zum einen ermöglicht aufeinander abgestimmtes Büroequipment ein reibungsloses und damit schnelleres Ausführen der einzelnen Arbeitsschritte. Zum anderen schont eine ergonomische Umgebung die Gesundheit der Belegschaft und kann Fehlzeiten durch Krankheit reduzieren. Auf lange Sicht vermeiden Arbeitgeber damit Umsatzverluste und schlimmstenfalls den Einbruch ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
Abgesehen von den Vorteilen, die eine ergonomische Büroeinrichtung für Arbeitgeber birgt, sind diese auch per Gesetz zur Einhaltung gewisser Ergonomie-Richtlinien verpflichtet. Zum Beispiel schreibt die EU-Richtlinie 90/270/EWG Arbeitgebern die Risikoanalyse von Arbeitsplätzen vor, während die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) neben dem sicheren Einrichten und Betreiben von Arbeitsstätten auch den Nichtraucherschutz regelt. Demgegenüber reguliert das Arbeitsschutzgesetz die Durchführung von Arbeitsschutzmaßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit. Wer die arbeitsschutzgesetzlichen Richtlinien einhält, gewährleistet seinen Mitarbeitern bereits ein ergonomisches und sicheres Arbeitsumfeld.
Tipps für einen ergonomischen Arbeitsplatz
Ein ergonomischer Arbeitsplatz muss nicht teuer sein. Damit Bildschirmarbeiter ihre Grundhaltung verbessern und Rücken, Nacken und Handgelenke entlasten können, sollte in professionelles Equipment investiert werden. Höhenverstellbare Tische und Stühle lassen sich binnen Sekunden an die individuellen Körpermaße anpassen und für eine ideale Sitzposition aufeinander abstimmen:
- Beinwinkel von 90°
- Lordosenstütze auf Höhe der Lendenwirbel
- Armlehne auf Tischhöhe
- Armwinkel von 90 bis 100°
- Bildschirmgröße von mindestens 22“
- Bildschirm in einer Armlänge Abstand
- Bildschirmoberkante maximal auf Augenhöhe
Selbst wenn Bürostuhl, Tisch, Bildschirm oder Maus sich nicht optimal an den jeweiligen Nutzer anpassen lassen, können immer noch ergonomische Hilfsmittel eingesetzt werden. Damit lässt sich der eigene Arbeitsplatz ruckzuck zu einem Wohlfühlbereich umgestalten:
- Monitor- oder Laptopständer
- Fußstütze
- Rückenstütze
- Mousepad
- Handgelenkauflage
Darüber hinaus kann sich die Arbeitsumgebung auf das emotionale und mentale Wohlbefinden und damit auf die Körperhaltung der Mitarbeiter auswirken. Deswegen sollten bei der Planung und Einrichtung ergonomischer Arbeitsplätze auch Umgebungsfaktoren mitberücksichtigt werden.
- Niedriger Lärmpegel
- Raumtemperatur zwischen 20 und 22°C
- 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit
Abschließend gilt: Auch wenn die Ergonomie im Büro sichergestellt ist, sollten regelmäßige Bewegungspausen in den Arbeitsalltag integriert werden. Der Gang zum Obstkorb oder in die Teeküche ist eine willkommene Abwechslung zum Sitzen und tut dem gesamten Körper gut. Dazu noch den Blick ab und zu durchs Fenster in die Ferne schweifen lassen und Sie sind Ihrem ergonomischen Arbeitsplatz schon ein ganzes Stück näher!
Vorbeugen ist besser als Heilen
Statt sich mit abendlichen Verspannungen, Rücken- oder Kopfschmerzen abzufinden, sollten Arbeitnehmer ihr Arbeitsumfeld in puncto Ergonomie aufmerksam prüfen und wenn nötig anpassen (lassen). Wie bei vielem gilt auch hier: Vorbeugen ist besser als Heilen. Von höhenverstellbaren Stühlen und Tischen über Laptopstützen bis hin zum Raumklima – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Arbeitsumgebung zugunsten des Wohlbefindens und der Gesundheit der Mitarbeiter anzupassen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim ergonomischen Arbeiten!